Rabimmel, rabammel, rabumm!
Samstagabend - Rückenzeit! Mit elegantem Schwung fuhr Karl Rippenkötter mit seinem etwas in die Jahre gekommenen Golf IV auf den Hof der Burg Horn. Es war ca. 19 Uhr und schon recht dunkel in der Burg und Wohnanlage des Edelherrn Bernhard V. zur Lippe. Übrigens schon einige Jährchen alt, man munkelt so von etwa von 1348! Hier war schon alles untergebracht, unter anderem wurde das Gemäuer als Residenz, Amts Haus, Witwensitz, Kornspeicher und Amtsgefängnis betrieben. Seit der umfassenden Restaurierung (1983 bis 1989) wird es kommerziell genutzt, die Burgscheune – übrigens erstmals 1744 erwähnt – als Gesellschaftsraum und Trainingsraum für unentwegte und sportliche Aspiranten!
Diese Scheune war das eigentliche Ziel des Herrn Karl Rippenkötter, in eingeweihten Kreisen auch „der geschmeidige Karl“ genannt! Diesen Beinamen hatte er sich wegen seines gekonnten Hüftschwungs erworben, den er oft - auch unaufgefordert- zum Besten gab!
Etwas behäbig entstieg er dem quietsch gelben Gefährt, seine Devise war: braucht nicht schön zu sein - Hauptsache, es fährt! Mit einem Kraftakt – einhändig- öffnete er die schwere Tür der Burgscheune. Im Hintergrund konnte man die Lieder des herannahenden Sankt Martinszuges hören, welcher durch die Altstadt zog. Wie wir jetzt schon erahnen können: ja, es ist der 10. November, Lutters Geburtstag, der hier im Lippischen an diesem Tag wie gewöhnlich gefeiert wird!
„Ich gehe mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir!“klang es melodisch herüber. Es waberte ein wenig durch die leichten Windstöße, welche um die Burg zogen! Dies störte Karl wenig, denn den Refrain konnte er auswendig! Er brummte leise: Rabimmel. Rabammel, ra......!
Er stockte, denn in der Vorhalle der Scheune vernahm er ein leichtes Wimmern und Stöhnen! Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, ich schätze so ca.15 Sekunden, meinte er, direkt am Stufenaufgang ins 1. Geschoss ein dunkles Etwas zu erspähen! Langsam kristallisierte sich ein menschlicher Körper aus dem diffusen Licht heraus!
Behändig, noch ohne seine geliebten Dehnübungen – diese sollten erst so in 30 Minuten beginnen – stürzte er sich auf den ca. 3 Meter entfernten, flackernden Lichtschalter.
Klack, und ca. 65 Watt – man muss ja überall sparen – erhellten den Ort in schummrigem Licht! Da sah er am Stufenaufgang eine weibliche – das wallende Haar und die Kleidung ließen dieses vermuten - zusammengekauerte Gestalt. „Kann ich Ihnen helfen?“, stotterte Karl etwas unbeholfen daher. Nur ein Stöhnen war von der danieder gerafften Person zu vernehmen.
„Die Turnstunde fängt ja gut an!“dachte er und versuchte sich adäquat zu verhalten. Etwas unbeholfen versuchte Karl, jetzt nicht so geschmeidig, die danieder liegende Person in eine stabile Seitenlage zu befördern, als eine etwas sonore Männerstimme – etwa halb rechts oben - eine präzise Anweisung zu formulieren begann!
„Lass Sie liegen, hier soll Schluss sein!“
Langsam erhob Karl sein Haupt und spähte in die Richtung, woher die Stimme erklang. Schweißperlen kullerten langsam links und rechts an den Backen herab als er in die kalt geschmiedeten Läufe der Bockbüchsflinte Jaeger 8.10 blickte! Er erkannte sie sofort, eine Präzisions-Waffe, welche er sich schon lange gewünscht hatte, aber nicht in diesem Zusammenhang! Er war zwar ein „kapitaler Hirsch“, aber noch nicht zum Abschuss frei gegeben, so meinte er!
„Warum?“versuchte Karl ihn in ein Gespräch zu verwickeln.
„Hier haben wir vor 7 Jahren unser Ja Wort gegeben und hier soll es auch enden! Wer sein Wort bricht, hat nichts anderes verdien!“tönte es von der oberen Treppe.
„Aber das Standesamt ist doch im Nebengebäude!“plapperte Karl spontan daher, was jetzt wohl nicht relevant war. Ein echter Verlegenheitspruch!
Da gab es einen lauten „Kabums“ und der gehörnte Ehemann flog in hohem Bogen – Haltung Note 5,3 - vor seine Füße!
Im Hintergrund hörte man den Sankt Martins Zug singen ,welcher langsam der Burgstraße folgte.Es klang wie das Orakel von Dodona : Mein Licht ist aus, ich gehe nach Haus. Rabimmel, Rabammel Rabumm.
Was war geschehen?
Josef Runsiek, Polizeiobermeister im Ruhestand, hatte sich leichtfüßig – Training ist alles – von hinten an den Drohenden herangeschlichen und gekonnt mit einem Hebelgriff auf seine Fahrt nach unten befördert! Zum Glück war er schon früh zum Muskelträning gekommen!
Resümee: Es ist nie zu spät, etwas für den Aufbau der Muskeln und Bänder des reifen Körpers zu tun!
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